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"Die Hoffnung hat zwei schöne Töchter. Sie heißen Wut und Mut. Wut darüber, dass die Dinge so sind, wie wir sie sehen. Mut, ..." Augustinus (angeblich)

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Pseudo-Augustinus-Zitat. (Link)

Dieses inzwischen weltweit beliebte Augustinus-Zitat kam in den 1980er Jahren in Amerika auf und ist weder in seriösen Nachschlagwerken noch in den digitalisierten Texten des Heiligen Augustinus zu finden.

Da das angebliche Augustinus-Zitat von Beginn an ohne Beleg zitiert wurde, und auch seither in Dutzenden Büchern niemals eine seriöse Quelle angegeben wird, muss man davon ausgehen, dass es ein Kuckuckszitat ist, also dem in Afrika geborenen Kichenvater Augustinusüber 1500 Jahre nach seinem Tod nur untergeschoben wurde.

Pseudo-Augustinus-Zitat. (Link)

Der Wortlaut des angeblichen Augustinus-Zitats hat sich im Lauf der Jahre etwas geändert. Ursprünglich zum Beispiel hatte die Hoffnung nur zwei Töchter, später zwei schöne oder zwei liebliche:


 Einige Beispiele für das Kuckuckszitat. Chronologisch.

 

1982

  • "A long time ago St. Augustine wrote that hope has two daughters: (1) anger and (2) courage. Anger so that what ought not to be cannot be. Courage so that what must be will be."
    ESA: Engage/Social Action . Vol. 10 Iss. 5, May 1982, S. 24 (Link)

 

 1988

  • "St. Augustine realized this, and attributed to the virtue of hope a higher priority than he gave to charity. He writes that the virtue of hope has two daughters, Anger and Courage. Anger is the daughter who says “No” to what must not be, to what must not continue to become. Enough is enough! And Courage is the daughter who says “Yes” to what needs to be, to what needs to become.
    Mary Michael O'Shaughnessy OP: "Feelings and emotions in Christian living." 1988  (Link)

 1988

  • "Hope has two beautiful daughters. Their names are anger and courage: anger at the way things are, and courage to see that they do not remain the way they are. Augustine"

    Robert McAfee Brown: "Spirituality and Liberation." 1988  (Link)

1991

Ohne Zuschreibung an Augustinus: 

1991, archive.org


1994

Zitiert nach Willy Spieler 1991, S. 216 (books.google.)
 2007
  • "Für Augustinus besitzt die Hoffnung zwei Töchter: Zorn und Mut".
    Jutta Rittweger: "Hoffnung als existenzielle Erfahrung" 2007 (books.google)

 2011

2021

  • "Der  Kirchenvater Augustinus sagt: 'Die Hoffnung hat zwei schöne Töchter, sie heißen Wut und Mut.' Wut darüber, wie die Dinge sind. Mut, um sie zu verändern."

  • "Die Hoffnung hat zwei schöne Töchter. Sie heißen Wut und Mut. Wut darüber, dass die Dinge so sind, wie wir sie sehen. Mut, um sie so umzugestalten, wie sie sein sollten.        Augustinus"

 

Artikel in Arbeit.

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Quellen:

Google Deutsch: "Ungefähr 744 Ergebnisse"
Google Englisch: "Ungefähr 10 400 Ergebnisse"
Augustinus: "Handbüchlein. De Fide, Spe et Charitate."Übertragen u. erläuter v. Paul Simon.  Schöningh, Paderborn: 1962. (Link)
Aurelius Augustinus: Bekenntnisse. Übersetzung von Otto F. Lachmann.  Reclam, Leipzig: 1888 (Link)
ESA: Engage/Social Action . Vol. 10 Iss. 5, May 1982, S. 24 (Link)
Mary Michael O'Shaughnessy OP: "Feelings and emotions in Christian living." Alba House, Staten Island, N.Y.: 1988,  S. 81  (Link) 
Robert McAfee Brown: "Spirituality and Liberation." Hodder a. Stoughton, London: 1988, S. 139 (Link)
Jutta Rittweger: Hoffnung als existenzielle Erfahrung: Am Beispiel onkologischer Patienten in der Starhlentherapie. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig: 2007, S. 71 ((books.google) 

_____________

Anhang

Die drei Töchter Sophias: Glaube, Liebe und Hoffnung (books.google).

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Dank: Ich danke Eduard Habsburg für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat.

 


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