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"Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält." Marie von Ebner-Eschenbach (angeblich)

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  •  Friedrich Hebbel, 1862

    "...
    Dies Oesterreich ist eine kleine Welt,
    In der die große ihre Probe hält,
    Und waltet erst bei uns das Gleichgewicht,
    So wird's auch in der andern wieder licht.
    Drum eilt, ihr wirkt ja für die gold'ne Zeit,
    Denn nicht im Dunkel der Vergangenheit
    Soll man sie suchen, vor uns liegt sie da.
    Einst wird geschehen, was noch nie geschah.
    Schaut hin auf Pericles und sein Athen
    Und fragt euch selbst: wie wird's auf Erden steh'n,
    Wenn die vereinten Kräfte des Geschlechts
    Sich rühren in dem Segen gleichen Rechts,
    Und wenn sich der Planet mit Blüten krönt,
    Wie sie das Beet, das Hellas hieß, verschönt'."

    Friedrich Hebbel: Prolog zum 26. Februar 1862 (Zu Wien im Operntheater gesprochen.) (Link)


Dieses in Österreich geflügelte Zitat von Friedrich Hebbel wird manchmal irrtümlich Josef Weinheber, Franz Grillparzer oder Marie von Ebner-Eschenbach zugeschrieben und wird fast nie in dem optimistischen Zusammenhang der Festrede zum Jahrestag der Verfassung (Februarpatent 1861), der im Operntheater am Kärnthner Tor gefeiert wurde, zitiert.

Wenn Karl Kraus 1914 von "dieser Versuchsstation des Weltirrsinns" und der "österreichischen Versuchsstation des Weltuntergangs" schreibt, ist aller Optimismus des Festredners Hebbel über die Zukunft Österreichs als Probebühne der Welt verschwunden.

Pseudo-Marie-von-Ebner-Eschenbach quote.
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 Quellen:
Google
Friedrich Hebbel's sämmtliche Werke, Band 7 Gedichte, Hoffmann und Campe, Hamburg: 1867, S. 280 (Link)
Karl Kraus: "Die Fackel", 1914, Nr. 398, S. 17, Nr. 400, S, 2, 46
Österreichische Akademie der Wissenschaften, AAC: DIE FACKEL von Karl Kraus (digitale Edition) 



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