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"Das tiefste und erhabenste Gefühl, dessen wir fähig sind, ist das Erlebnis des Mystischen." Albert Einstein (angeblich)

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Entstelltes Einstein-Zitat.
Dieses entstellte Zitat entstand aus der Rückübersetzung eines Satzes von Albert Einstein aus dem Englischen und hat einige exaltierte Interpretationen über Einstein als Mystiker verursacht (Link).  

Aus dem ursprünglichen Satz von Albert Einstein, "Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle", wurde die pathetische Aussage, "Das tiefste und erhabenste Gefühl, dessen wir fähig sind, ist das Erlebnis des Mystischen".

Ursprünglich lautet der Satz von Albert Einstein in "Wie ich die Welt sehe", 1931:
  • "Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen."
       Albert Einstein: Mein Weltbild. Hrsg. von Carl Seelig. Europa Verlag, Zürich Wien: 1953, S. 10 (Link)
    Erstdruck (nach Carl Seelig): "Forum and Century," vol. 84, pp. 193-194; Living Philosophies, Bd. 13, New York 1931

In der englischen Übersetzung von 1931:
  • "The fairest thing we can experience is the mysterious. It is the fundamental emotion which stands at the cradle of true art and true science. He who knows it not and can no longer wonder, no longer feel amazement, is as good as dead, a snuffed-out candle. It was the experience of mystery—even if mixed with fear—that engendered religion."
        Albert Einstein,  Übersetzung von
    Alan Harris, 1931 (Link)
Übersetzung 1954:
  • "The most beautiful experience we can have is the mysterious.It is the fundamental emotion which stands at the cradle of true art and true science. Whoever does not know it and can no longer wonder, no longer marvel is as good as dead, and his eyes are dimmed."
        Albert Einstein, Übersetzung von Sonja Bargmann, 1954
    Albert Einstein: Ideas and Opinions, based on Mein Weltbild, hrsg. von Carl Seelig, Bonzana Books,
    New York: 1954 
Allerdings gibt es noch eine andere deutsche Variante dieses Satzes, die von der gedruckten Fassung aus dem Essay "Wie ich die Welt sehe" etwas verschieden ist. Albert Einstein hat diese Fassung, die auch kürzer als der Essay ist,  mit dem Titel "Mein Glaubensbekenntnis" zugunsten der "Deutschen Liga für Menschenrechte" auf Schallplatte gesprochen.
    Albert Einstein: "Mein Glaubensbekenntnis", Schellackplatte, September/Oktober 1932:
    Youtube 3:05

          

    • "Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir, wenn nicht wie ein Toter, so doch wie ein Blinder."
      Albert Einstein: Mein Glaubensbekenntnis 1932 (Link)
    Das Manuskript zur Schallplattenaufnahme wird auf 1932 datiert. Albert Einstein scheint es nicht gestört zu haben, dass er zwei verschiedene Fassungen über "das Schönste, was der Mensch erleben kann" hinterlassen hat.
    ___________
    Quellen:
    Hans-Josef Küpper: Einstein's Credo, mit einer Transkription des Manuskripts,  Einstein-Website.de, 2000-2016, (Link)
    Albert Einstein: "Mein Glaubensbekenntnis", Schellackplatte, September/Oktober 1932: Youtube  (Link)
    Albert Einstein: Ideas and Opinions, based on Mein Weltbild, hrsg. von Carl Seelig, Bonzana Books, New York: 1954, S. 11
    Albert Einstein: Mein Weltbild. Hrsg. von Carl Seelig. Europa Verlag, Zürich Wien: 1953, S. 10 (Link) 
    Albert Einstein: "Wie ich die Welt sehe" Erstdruck (nach Carl Seelig): "Forum and Century," vol. 84, pp. 193-194; Living Philosophies, Bd. 13, New York 1931
    (Datierungen müssen noch überprüft werden.) 
     Juttas Zitateblog: "Über Einsteins Worte 'Wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, ist seelisch bereits tot'",  2011 (Link)
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    Dank:
    Die Dokumentation auf  Juttas Zitateblog war sehr hilfreich.

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    Artikel in Arbeit.



        "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." Albert Einstein (angeblich)

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        Pseudo-Albert-Einstein quote.

        Albert Einstein wurde dieses Zitat Jahrzehnte nach seinem Tod erstmals zugeschrieben und Einstein-Expertinnen wie Alice Calaprice oder Barbara Wolff haben es in keiner seiner Schriften gefunden (Link).

        Die Evolution dieses Spruchs beginnt vor 120 Jahren in psychologischer und psychiatrischer Literatur. "Zwangshandlungen" sind unsinnige Wiederholungen und gehören zum Krankheitsbild von ""Zwangsstörungen" und Sigmund Freud erkannte im "Wiederholungszwang" einen bedeutenden psychischen Mechanismus.

        Garson O'Toole hat die früheste Erwähnung dieses Spruchs in einem Dokument der Narcotics Anonymous aus dem Jahr 1981 entdeckt:
        • "The price may seem higher for the addict who prostitutes for a fix than it is for the addict who merely lies to a doctor, but ultimately both pay with their lives. Insanity is repeating the same mistakes and expecting different results."
             Unbekannter Autor, Narcotics Anonymous organization, 1981, (Link)
        1983 kommt der Spruch in Rita Mae Browns Roman "Sudden Death" (deutsch: "Die Tennisspielerin") vor; 'Jane Fulton' ist eine Figur in diesem Roman:
        • "Unfortunately, Susan didn’t remember what Jane Fulton once said. 'Insanity is doing the same thing over and over again, but expecting different results'."
          "Wahnsinn ist, wenn man immer wieder das Gleiche tut, aber andere Resultate erwartet."
               Rita Mae Brown, 1983, deutsch: 1995 (Link)

        Seit 1990 wird dieses inzwischen sehr weit verbreitete Zitat Albert Einstein, alten Chinesen, Benjamin Franklin und vielen anderen unterschoben.

        Einige Varianten:
        • "Insanity: doing the same thing over and over again and expecting different results." 
        •  "Insanity is repeating the same mistakes and expecting different results".
        • "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."
        • "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert."
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        Quellen: 
        Google News
        Google Books 
        Alice Calaprice: "The Ultimate Quotable Einstein", Foreword: Freeman Dyson, Princeton University Press, Princeton and Oxford: 2011, S. 474 (Link)
        Ralph Keyes: "The Quote Verifier: Who Said What, Where, and When." St. Martin's Griffin, New York: 2006, S. 98f. (Link)
        Rita Mae Brown: "Sudden Death." Bantam Books, New York:1983, S. 68 (Zitiert nach Garson O'Toole)
        Rita Mae Brown: "Die Tennisspielerin." Rowohlt Verlag, Reinbek: 1995
        Dominik Lagushkin: Über wiederverwendete Zitate, 2013 (Link)
        Garson O'Toole (Quote Investigator): "Insanity Is Doing the Same Thing Over and Over Again and Expecting Different Results - Albert Einstein? Narcotics Anonymous? Max Nordau? George Bernard Shaw? George A. Kelly? Rita Mae Brown? John Larroquette? Jessie Potter? Werner Erhard?", 2017 (Link)
        Insanity: doing the same thing over and over again and expecting different results.
        Read more at: https://www.brainyquote.com/quotes/quotes/a/alberteins133991.html
        Insanity: doing the same thing over and over again and expecting different results.
        Read more at: https://www.brainyquote.com/quotes/quotes/a/alberteins133991.html

        "GOTT ist immer in uns, nur wir sind selten zu Hause." Meister Eckhart (angeblich)

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        • "Gott ist immer in uns, nur wir sind so selten zuhause."
        • "Gott ist immer in uns, nur leider sind wir selten zu Hause."
        Diese Meister-Eckhart-Zitate aus dem 21. Jahrhundert paraphrasieren einen Gedanken aus Meister Eckharts Predigten:
        • "Gott ist in uns daheim, wir sind draußen."
        • "Gott ist in uns daheim, wir aber sind in der Fremde." 
        • "Gott ist allzeit bereit, aber wir sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, aber wir sind ihm ferne; Gott ist drinnen, aber wir sind draussen; Gott ist zu Hause, wir sind in der Fremde."
          (Got ist alzit bereit, mer: wir sin sere unbereit; got ist uns nähe, mer: wir sin im sere so verre; got ist inne, mer: wir sin uze; got ist heimelich, mer: wir sin vremde.)    

          Meister Eckharts mystische Schriften. Übertragen von Gustav Landauer, Karl Schnabel,
          Berlin: 1903, S. 111 (Link)

        Andere Übersetzungen:

        • "Gott ist uns nahe, wir sind ihm fern; Gott ist drinnen, wir sind draußen; Gott ist in uns daheim, wir aber sind in der Fremde."
          Meister Eckhart: Predigt 36
        • "Gott ist uns „nahe“, wir aber sind ihm fern; Gott ist drinnen, wir aber sind draußen; Gott ist (in uns) daheim, wir aber sind in der Fremde."
          Meister Eckhart: Predigt 36

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        Quellen:
        Meister Eckharts mystische Schriften. Übertragen von Gustav Landauer, Karl Schnabel, Berlin: 1903, S. 111, Zeno.org(Link)
        • "Es begehrte nie ein Mensch so sehr nach einer Sache, als Gott begehrt, den Menschen dazu zu bringen, ihn zu erkennen. Gott ist allzeit bereit, aber wir sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, aber wir sind ihm ferne; Gott ist drinnen, aber wir sind draussen; Gott ist zu Hause, wir sind in der Fremde. Der Prophet spricht: »Gott führt die Gerechten durch einen engen Weg in die breite Strasse, dass sie in die Weite und in die Breite kommen, das heisst: in wahre Freiheit des Geistes, der ein Geist mit Gott geworden ist.« Dass wir ihm alle folgen, dass er uns in sich bringe, das walte Gott. Amen."
          Meister Eckharts mystische Schriften. Übertragen von Gustav Landauer, Karl Schnabel,
          Berlin: 1903, S. 111 (Link)

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        Artikel in Arbeit.







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        „Nie hat ein Mensch nach irgendetwas so sehr begehrt, wie Gott danach begehrt, den Menschen dahin zu bringen, dass er erkenne, wie nahe ihm Gott ist. Gott ist allzeit bereit, wir aber sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, wir sind ihm fern; Gott ist drinnen, wir sind draußen; Gott ist in uns daheim, wir aber sind in der Fremde.“
        Predigt 36

        »Gott ist allzeit bereit, wir aber sind sehr unbereit; Gott ist uns „nahe“, wir aber sind ihm fern; Gott ist drinnen, wir aber sind draußen; Gott ist (in uns) daheim, wir aber sind in der Fremde« (Meister Eckhart: Predigt 36)



        In unserm tiefsten Innern da will Gott bei uns sein, wenn er uns zu Hause findet und nicht die Seele ausgegangen ist mit den fünf Sinnen zu sponsieren (102, 15). 
        1868 (Link) 

        Wer in allen Räumen zu Hause ist, der ist Gottes würdig, und wer in allen Zeiten eins bleibt, dem ist Gott gegenwärtig, undinwemalle Kreaturen zum Schweigen gekommen sind, in dem gebiert Gott seinen eingeborenen Sohn 


        (Link) 

        "Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." Aristoteles (angeblich)

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        Pseudo-Aistoteles quote.
        Dieser Aphorismus ist  in verschiedenen Versionen seit dem 19. Jahrhundert in englischsprachiger Literatur verbreitet und wird erst im 21. Jahrhundert Aristoteles unterschoben.  

        Wahrscheinlich wurde der Aphorismus 1859 von der 19jährigen Spiritualistin Cora L. V. Hatch   geprägt (Quote Investigator, Link).

        In den Werken von Aristoteles ist der Spruch weder so noch so ähnlich so wenig zu finden wie in seriösen Nachschlagwerken zu Aristoteles.

        Der "Wind" kommt seit biblischen und klassischen Zeiten metaphorisch in vielen Redensarten und Sprichwörtern vor, in der Kunstgeschichte symbolisiert er in der Renaissance im Zusammenhang mit aufgeblähten Segeln und dem Steuermann das Schicksal.

        Walter Benjamin:
        • "Für den Dialektiker kommt es darauf an, den Wind der Weltgeschichte in den Segeln zu haben. Denken heißt bei ihm: Segel setzen. Wie sie gesetzt werden (-) das ist wichtig. Worte sind seine Segel. Wie sie gesetzt werden, das macht sie zum Begriff."
          Walter Benjamin, Das Passagen-Werk (Link)

        Paul Tillich:
        • "In der Symbolik der Renaissancekunst wird das Schicksal durch den Wind dargestellt, der die Segel eines Schiffes aufbläst, während der Mensch am Steuer steht und die beabsichtigte Richtung soweit wie möglich einzuhalten sucht."
          Paul Tillich, Der Mut zum Sein (Link)
        1859, Cora L. V. Hatch :
        • "You could not prevent a thunderstorm, but you could use the electricity; you could not direct the wind, but you could trim your sail so as to propel your vessel as you pleased, no matter which way the wind blew."
          Cora L. V. Hatch, 1859, Quote Investigator (Link)

        Varianten:
        •  "As someone has said: we cannot direct the wind but we can adjust the sails."
        • "Like Mahatma Ghandi, 'we can't change the wind but we can adjust the sail'."
          2010
          • Wir können dem Wind keine Befehle erteilen, aber wir können unsere Segel neu setzen und die Richtung ändern.  (anonym)
          • Sie können den Wind nicht ändern, aber Sie können versuchen, die Segel anders zu setzen.  (Deutsche Bootsweisheit) (Link)
          • "Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." Aristoteles  (Link)
          2012
          • "Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel neu setzen."
          2013
          • "Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen. (Quelle unbekannt)"(Link) 
          • "Wir können den Wind nicht lenken, aber wir können die Segel anpassen. Dolly Parton."

          Garson O'Toole hat in seiner gründlichen Dokumentation der englischsprachigen Geschichte dieses Spruchs (Link) auch keinerlei Beziehung zu Aristoteles herausgefunden.

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          Google
          Google Books
          Garson O'Toole (Quote Investigator): "We Cannot Direct the Wind, But We Can Adjust the Sails:  Cora L. V. Hatch? Thomas Sheridan? George Whyte-Melville? A. B. Kendig? Ella Wheeler Wilcox? Bertha Calloway? Jimmy Dean? Dolly Parton? Thomas S. Monson?" 2017,  (Link)

          Frühe falsche Zuschreibungen an Aristoteles:
          2005 (Link)
          Google Books  

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          Dank:
          Dank an "Weltgeist is a bitch" für den Hinweis auf das Falschzitat und Garson O'Toole für seinen gründlichen Artikel darüber.

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          Artikel in Arbeit.

          "Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius null - und das nennen sie ihren Standpunkt." Albert Einstein (angeblich)

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          Pseudo-Albert-Einstein quote.

          Dieser Aphorismus ist unter Physikern und Mathematikern seit bald 100 Jahren bekannt und wurde im 20. Jahrhundert immer nur dem Göttinger Mathematiker David Hilbert zugeschrieben.

          Erst im 21. Jahrhundert wird er vereinzelt Werner Heisenberg, Bertrand Russell, Leonhard Euler und Carl Friedrich Gauß und sehr oft - vor allem in vielen unseriösen Online-Zitatsammlungen - Albert Einstein unterschoben.

          Da der Spruch Albert Einstein erst 50 Jahre nach seinem Tod und immer ohne Quellenangabe zugeschrieben wird, weder in Einsteins digitalisierten Schriften noch in seriösen Nachschlagwerken zu finden ist, wird er ihm - so wie Dutzende andere Pseudo-Einstein-Zitate - höchstwahrscheinlich fälschlich zugeschrieben.
           

          1931
          • "Einem Besucher, der unbeirrbar an einer vorgefaßten falschen Meinung festhielt, soll der berühmte Göttinger Mathematiker Hilbert gesagt haben: „Es gibt viele Leute mit einem geistigen Horizont vom Radius Null. Den nennen sie dann ihren Standpunkt.'"
            Der Querschnitt, Jg. XI, Ausgabe 1, 1931, S. 134  (Link)
          1952
          • "Hilbert definierte: „Es gibt viele Leute, die haben einen Gesichtskreis mit dem Radius null, und das nennen sie ihren Standpunkt. Nach einer anderen Überlieferung soll er gesagt haben: „Jeder Mensch hat einen gewissen Horizont. Wenn der unendlich klein wird, dann sprechen sie von ihrem Standpunkt.""(Link)
          1959
          • "Ein geistvoller Mathematiker prägte einmal das spitze Scherzwort: 'Manche Leute haben einen Horizont mit dem Radius Null und nennen das Standpunkt'."(Link)
           1973
          • "Was Ist ein Standpunkt? — Ein geistiger Horizont mit dem Radius Null."
            Anonym  (Link)
           1977
          • "Es gibt Menschen“, so sagte Hilbert sinnend, „die haben einen Horizont vom Radius Null; und den nennen sie ihren Standpunkt.“ (Link)
          2002
          • "Ein altes Sprichwort sagt: Es gibt Leute mit einem theoretischen Horizont vom Radius Null, den nennen sie dann ihren Standpunkt."(Link)
          • "Hierher paßt das Wort von Heisenberg: Ein Mensch mit einem Standpunkt hat einen Horizont vom Radius Null."  (Link)
           2004
          • "Und er hat in diesem Haus vermutlich schon damals Carl Friedrich Gauß zitieren gelernt: 'Es gibt Menschen mit einem geistigen Horizont vom Radius Null, und den nennen diese Leute dann ihren Standpunkt'. "(Link)
          2005
          • "Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null - und den nennen sie ihren Standpunkt." Einstein?  Link
          2008
          • "Der HORIZONT der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null, den sie ihre Meinung nennen!" A. Einstein (Link)
          2009

          • "Der Horizont der meisten Menschen ist ein Kreis mit dem Radius null. Und das nennen sie ihren Standpunkt. Albert Einstein"
            Zitate im Management (Link)

          Ein Zitat, das jahrzehntelang immer nur David Hilbert oder einem unbekannten Mathematiker zugeschrieben wurde, wird seit etwa 12 Jahren ohne Angabe von guten Gründen Albert Einstein unterschoben.
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          Quellen:
          Google
          Wikiquote 
          Alice Calaprice: "The Ultimate Quotable Einstein", Foreword: Freeman Dyson, Princeton University Press, Princeton and Oxford: 2011 (Keine Erwähnung des Zitats.)
          Monika Mörtenhummer, Harald Mörtenhummer: Zitate im Management: Das Beste von Top-Performern und Genies aus 2000 Jahren Weltwirtschaft. Linde: 2008, ebook (Link)
          Der Querschnitt, Jg. XI, Ausgabe 1, 1931, S. 134  (Link) 
          Zuschreibung an Bertrand Russell: Uni Mainz (Link) 
          Zuschreibung an Leonhard Euler: (Link) 
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          Dank:
          Ich danke Nicole delle Karth für den Hinweis auf dieses Falschzitat. 

          "Nur wenige Menschen sind richtig lebendig. Und die, die es sind, sterben nie. Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals tot." Unbekannter Verfasser (angeblich)

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          Ernest Hemingway schrieb diese Worte so ähnlich in einem schönen Trostbrief an ein Ehepaar, dessen 16jähriger Sohn Baoth Murphy nach einer langwierigen Tuberkulose im März 1935 verstorben war.

          Ernest Hemingway:
          • "... very few people ever really are alive and those that are never die; no matter if they are gone. No one you love is ever dead."
            Ernest Hemingway an Gerald und Sara Murphy, 19. März 1935 (Link)
          Manchmal wird dieses Hemingway-Zitat einem unbekannten Autor zugeschrieben (Link) oder ohne Angabe der Quelle (etwas verändert) in Trauergedichte eingebaut.

          Ein Beispiel aus dem Jahr 2003:

          "Ich bin nicht tot

          Nur wenige Menschen sind richtig lebendig.
          Und die, die es sind, die sterben nie.
          Nur wenige Menschen lieben wirklich,
          und die, die es tun, die vergisst man nicht.
          Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals tot! (1)

          Wenn ihr mich sucht,
          sucht mich in euren Herzen.
          Habe ich dort eine Bleibe gefunden,
          lebe ich in euch weiter. (2)

          Weint nicht an meinem Grab um mich;
          Ich bin nicht dort. Ich schlafe nicht.
          Ich bin die Winde, die da wehn,
          Kristallglitzer auf dem Schnee.
          Ich bin die Sonne auf Ährengold.
          Ich bin der Regen, herbstlich hold...
          Steht nicht am Grab, die Augen rot,
          ich bin nicht dort. Ich bin nicht tot. (3)
          (Goethes Erben)" 2003
          (Link)


          Die erste Strophe (1) stammt so ähnlich von Ernest Hemingway, die zweite Strophe (2) geht auf eine anonyme Grabinschrift aus dem 19. Jahrhundert zurück und die dritte Strophe (3) ist die Übersetzung eines populären amerikanischen Gedichts, das der Amerikanerin Mary Elizabeth Frye zugeschrieben wird.

          • "Do not stand at my grave and weep
            I am not there I do not sleep
            I am a thousand winds that blow
            I am the diamond glint on snow
            I am the sunlight on ripened grain
            I am the gentle autumn rain
            When you awake in the morning's hush
            I am the swift uplifting rush
            Of quiet birds in circled flight
            I am the soft stars that shine at night
            Do not stand at my grave and cry
            I am not there, I did not die."
            Mary Elizabeth Frye, 1932 (angeblich) (Link)
          Diese in England und Amerika bei Begräbnissen sehr beliebten Verse kamen durch die Übersetzung von Ken Wilbers Buch "Grave and Grit" ("Trauer und Mut"Link) in den deutschen Sprachraum. Deswegen wird Ken Wilber manchmal das Gedicht zugeschrieben, obwohl er selber in dem Buch angibt, seine Tante habe ihm das Gedicht gesandt (Link).

          Das Gedicht ist in mehreren Varianten verbreitet und die Urheberschaft von Mary Elizabeth Frye ist nicht völlig sicher (Link).

          _________
          Quellen:
          (Link)
          2002: Who did write (Link)
          Unbekannter Verfasser (Link)
          Ken Wilber: Grave and Grit (Link)
          Ken Wilber: Trauer und Mut, zit. nach (Link)
          Wikipedia

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          Artikel in Arbeit

          "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, werde ich immer bei euch sein." Rainer Maria Rilke (angeblich)

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          Pseudo-Rilke quote. SZ, 3. Januar 2018.

          Der erste Satz dieses Trauerspruchs wurde so ähnlich von einer unbekannten Person im 19. Jahrhundert geprägt, der zweite Satz (Habe ich dort eine Bleibe gefunden ...) scheint in den 1980er Jahren entstanden zu sein und beide Sätze wurde meines Wissens bis 2002 keinem berühmten Autor unterschoben. 

          Erst im 21. Jahrhundert wird diese schöne Grabinschrift Rainer Maria Rilke oder Antoine de Saint-Exupéry zugeschrieben, manchmal auch dem Dichter Milead A. Yousef Shalin (Link)  oder Milead Shalin, einem Dichter, den es allerdings nicht gibt: Herr Shalin wurde wohl von einem Scherzbold erfunden. Er  existiert nur als angeblicher Autor dieses Spruchs.

          Evolution des Trauerspruchs:

          1851

          1868
          • "Suchet mich nicht hier, suchet mich in euren Herzen; habe ich mir da kein Denkmal errichtet, so ist mein Streben vergebens gewesen."
            Grabinschrift, Jüdischer Friedhof, Berlin

            Die Morgenröthe: ein Organ für Aufklärung, Nr 1. , Graz, 1. Juli 1868, S. 8 (Link)
          1869
          • "Suchet nicht hier / Suchet mich in Eurem Herzen" lautet die Inschrift auf dem Sockel unter diesem Reliefporträt von Paul Model, der beim Bergsteigen abgestürzt war."(Link)
          1894
          • "Auf dem Postament der Spruch: Suchet mich nicht hier / Suchet mich in eurem Herzen."
            Hessen (Link)
          1990
          • "Suchet mich nicht am Grabe, / suchet mich in Euren Herzen, / habe ich dort eine Bleibe, / habe ich nicht umsonst gelebt!" Anonym (Link)
          2002
          • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in eurem Herzen, habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch."  Anonym, November 2002 (Link)
          2003
          • "Wenn Ihr mich sucht, dann sucht mich in eurem Herzen.
            Wenn Ihr mich dort findet, dann lebe ich in Euch weiter." Anonym (Link)
          ab 2004 
          • "Ich werde leben, so lange euer Herz schlägt. Ich werde leben, so lange ich bei Euch einen Platz im Herzen habe. Ich werde leben, so lange Ihr Euren Weg geht. Ich werde leben, so lange in Eurem Leben ein Lächeln erscheint. Wenn ihr mich sucht, so sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch."Milead A. Yousef Shalin (scherzhafter, an Stalin erinnernder Name; unbekannt)  (Google)
          2008
          • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in eueren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in Euch weiter.  Rainer Maria Rilke"  (Link)

           2010
          • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Hab ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch. Antoine de Saint-Exupéry"(Link)

          2012
          • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter. Rainer Maria Rilke"(Link)
          2013
          • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen, Hab' ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich für immer bei euch. Antoine de Saint-Exupéry"  (Link)

          Dieser Trauerspruch wurde also im 19. Jahrhundert geprägt, scheint in der Fassung, "Suchet mich nicht hier, suchet mich in euren Herzen"besonders auf jüdischen Friedhöfen verbreitet gewesen zu sein und wird Antoine de Saint-Exupéry", Rainer Maria Rilke und Meriad Shalin, den es gar nicht gibt, immer ohne seriöse Quellenangabe unterschoben.

          In den digitalisierten Schriften von Rainer Maria Rilke und Antoine de Saint-Exupéry ist der Spruch so wenig zu finden wie in seriösen Nachschlagwerken.
           _______
          Quellen:
          Google
          Google 
          Die Morgenröthe: ein Organ für Aufklärung, Nr 1. , Graz, 1. Juli 1868, S. 8 (Link)
          Ulrich Seelbach und Mitarbeiterinnen, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld: "Trauersprüche"  (Link)  (Hinweis auf den Fake-Poeten Shalin)
          Jeremias 29, 13f. (Link)

          _______
          Dank:
          Ich danke Marius Fränzel, Tobias Blanken und  Peter Haas für ihre Hinweise.
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          Artikel in Arbeit

          "Wacker wacker, kleiner Kacker!" Karl Kraus (angeblich)

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          Pseudo-Karl-Kraus quote.
          Der Filmregisseur Géza von Cziffra behauptet in seiner Autobiographie, der gefürchtete Berliner Theaterkritiker Alfred Kerr habe mit diesem kurzen Satz ein Stück von Robert A. Stemmle rezensiert. Ich habe allerdings diese Kurzkritik bisher noch in keinem Buch von Alfred Kerr gefunden.

          Seit  Géza von Cziffra dieses Anekdote erzählt hat, wird dieses Zitat - immer ohne genaue Quellenangabe - Alfred Kerr zugschrieben; von Karl Kraus stammt es mit Sicherheit nicht und von Alfred Kerr wahrscheinlich auch nicht.


          Géza von Cziffra, 1988
          • "Einmal schrieb Kerr über das Erstlingswerk eines jungen Autors, Robert A Stemmle, der inzwischen leider auch verstorben ist, nur einen einzigen Satz: »Wacker, wacker, kleiner Kacker!«" (Link)
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          Quellen:
          Google
          Twitter
          Géza von Cziffra: "Ungelogen: Erinnerungen an mein Jahrhundert",  F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München / Berlin: 1988, S. 141
          Alfred Kerr Archiv
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          Dank:
          Ich danke Deborah Vietor-Engänder, der vielleicht besten Kennerin der Werke Alfred Kerrs, für ihre Auskunft. 

          "Man muss nicht Ochse sein, um Rindfleisch beurteilen zu können." Karl Kraus (angeblich)

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          Pseudo-Karl-Kraus quote.

          Der Universitätsprofessor, Unternehmensgründer und Bestsellerautor Günter Faltin war anscheinend der Erste, der dieses Zitat Karl Kraus vor 10 Jahren unterschoben hat.

          Vor dem Jahr 2008 habe ich dieses Zitat in keinem digitalisierten Text gefunden. Durch welchen Irrtum Günter Falin diesen Satz Karl Kraus zuschrieb, weiß ich nicht. In den Schriften von Karl Kraus ist das Zitat weder so noch so ähnlich zu finden.

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          Quellen:
          Google
          Twitter
          Günter Faltin: "Kopf schlägt Kapital - Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen - Von der Lust, ein Entrepreneur zu sein", Carl Hanser, München: 2008, S. 68 (Link) 
          Österreichische Akademie der Wissenschaften, AAC: DIE FACKEL von Karl Kraus (digitale Edition)
           ______
          Dank:
          Ich danke Wolfgang Gruber für seine Recherchen (Link).

          "Wer Berlin hat, hat Deutschland, und wer Deutschland hat, hat Europa." Lenin (angeblich)

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          (Artikel in Arbeit.)
          Dieses Zitat wird meines Wissens Lenin 1980 das erste Mal in dieser Form zugeschrieben, 1952 wurde es noch in der Version: "Wer China hat, hat Asien - Wer Deutschland hat, hat Europa", Lenin unterschoben.

          Entstanden ist der zweite Teil des Zitats anscheinend als Paraphrase auf einen etwas anders lautenden Satz Lenins aus einer Rede vom 22. Oktober 1918.

          1918
          •  "Zugleich ist unsere Hauptaufgabe die Propaganda im Interesse des ukrainischen Aufstands. Das ist so vom Standpunkt der internationalen Revolution, der Weltrevolution, denn das wichtigste Glied in dieser Kette ist Deutschland, denn die deutsche Revolution ist schon herangereift, und vor allem von ihr hängt der Erfolg der Weltrevolution ab."
            Lenin, 22. Oktober 1918 (Link)


           Geschichte des Zitats:

          1949
          • "Wer Deutschland hat, hat Europa."

          1952
          • "Diese Linie, die Sowjetrußland konsequent befolgte, solange Deutschland mitmachte, beruht auf Lenins politischer Grundauffassung: Wer China hat, hat Asien - Wer Deutschland hat, hat Europa."(Link)
          1955
          • "In den sächsischen und thüringischen Facharbeitern sieht der Bolschewismus im Sinne Lenins, der das bekannte Wort gesprochen hat: „Wer Deutschland hat, hat Europa!“, aber auch die wichtigsten Träger der Revolution in Europa und darüber hinaus in der Welt."
          1956
          • "Lenins geflügeltes Wort »Wer Deutschland hat, hat Europa« ist ein Leitstern der Sowjetpolitik von ihren Anfangen an."
          1961
          • "'Die SU', so Adenauer vor großem Publikum, 'hat den Drang nach dem Westen [...], und Lenin und Stalin haben beide gesagt, wer Deutschland hat, hat Europa, und wer Europa hat, der hat die Welt'."  (Link)
            1970
            • "'Wer Deutschland hat' - so erklärte Lenin - 'der hat Europa, und wer Europa hat, hat die Welt'". (Link)
            1972

            • "Walter Ulbricht denkt: Wer Berlin hat, hat Deutschland ... Und Stalin lenkt: Wer Deutschland hat, hat Europa." (Link)
             
            1980
            • "Denn auch ihr großer Führer Lenin hat gesagt: »Wer Berlin hat, hat Deutschland, und wer Deutschland hat, hat Europa.« Und wer glaubt, der tote Lenin sei heute bei den Sowjets nicht mehr aktuell, ..."
              Axel Springer
             1987
            • "Robejsek zitierte Chruschtschow als Kronzeugen für die expansionistische Machtpolitik der Sowjetunion: »Wer Berlin hat, hat Deutschland, und wer Deutschland hat, hat die Anwartschaft auf Europa.«"
             2001
            • "»Wer Deutschland hat, hat Europa«, sagte Lenin, »und wer Europa hat, hat die Welt«. »Der Weg nach Konstantinopel führt durch das Brandenburger Tor«, hieß es in Petersburg schon um 1890, und Lenin ergänzte: »Wenn die Revolution gesiegt hat, wird sie ihr Hauptquartier von Moskau nach Berlin verlegen.«"
             2012
            • "BAHR: Ich weiß nicht, ob ich damals den Ausspruch von Lenin schon kannte: »Wer Berlin hat, der hat Deutschland, und wer Deutschland hat, der hat Europa.«"(Link)
            2014
            • "Lenin: Wer Berlin hat, hat Deutschland; wer Deutschland hat, hat Europa."
              ________
              Quellen:
              Google
              (Link)
               ______
              Dank:
               Ich danke Christian Seidl sehr für seine Recherchen zu Adenauer und der Lenin-Rede von 1918 und Karl-Heinz Hitl für den Hinweis auf das Zitat.

              "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Seneca (angeblich)

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              Das irrtümlich manchmal Kurt Tucholsky (Link), Marie von Ebner-Eschenbach oder Seneca zugeschriebene Zitat (Link) hat der deutsche Kinderbuchautor und Lyriker Erich Kästner 1950 in einem Epigramm mit dem Titel "Moral" geprägt.

              Erich Kästner, 1950
              • "Moral
                 Es gibt nichts Gutes
                 außer: Man tut es."
                 Erich Kästner (Link) 
              Varianten von Zitierenden:
              • "Es gibt nichts Gutes außer: Man tut es."
              • "Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es."
              • "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es."
              • "Es gibt nichts Gutes außer man tut es." 
              • "Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es!"
              Dieses Erich-Kästner-Zitat ist inzwischen zu einem weit verbreiteten Sprichwort geworden und wird oft auch ohne Zuschreibung an einen Autor verwendet.
              _______
              Quellen:
              Google:"Ungefähr 93 500 Ergebnisse"
              Twitter
              Dudenredaktion: "Duden Allgemeinbildung. Berühmte Zitate und Redewendungen: Die muss man kennen", Duden, Berlin: 2013, S. 69  (Link)
              Hubertus Kudla: "Lexikon der lateinischen Zitate - 3500 Originale mit Übersetzungen und Belegstellen", C.H. Beck Verlag, München: 1999, Nr. 3356  (Link)
              Erich Kästner: "Kurz und bündig" (EA 1950), Gesammelte Schriften für Erwachsene. Band 3. Lizenzausgabe Droemersche Velagsanstalt Th. Knaur, München / Zürich: 1969, S. 324 (Link)
              Ida Metzger: "Der Finanzminister wollte eigentlich Pilot werden und ist Kenner des Philosophen Seneca." Interview mit Hartwig Löger, KURIER, 13. Januar 2018 (Link)
              Marcel Reich-Ranicki: "Über Erich Kästner: Der Dichter der kleinen Freiheit", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Februar 1974 (Link)
              __________
              Dank:
              Ich danke Michael Chalupka für den Hinweis auf die falsche Zuschreibung.

              "Meine Sorgen möcht ich haben." Kurt Tucholsky (angeblich)

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              Karl Kraus hat diesen Satz ein halbes Jahr vor Kurt Tucholsky publiziert.


              1930
              • "(Meine Sorgen möcht ich haben.)"
                Karl Kraus, September 1930,
                Die Fackel 838-844, S. 61: "Wegen der Maske!"
              1931
                • "Meine Sorgen möcht ich haben."
                  Kurt Tucholsky, 17. März 1931,
                  Die Weltbühne, XXVII. Jahrgang, Nr. 11, S. 389:
                  Kaspar Hauser (Pseudonym): "Zur soziologischen Psychologie der Löcher"
                _____
                Quellen:
                Die Weltbühne, XXVII. Jahrgang, 17. März 1931, Nr. 11 S. 389 (Projekt Gutenberg)
                Karl Kraus: Die Fackel, September 1930, Nr. 838-844, S. 61
                Österreichische Akademie der Wissenschaften, AAC: DIE FACKEL von Karl Kraus (digitale Edition) 


                "Das Auto ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich glaube an das Pferd." Kaiser Wilhelm II. (angeblich)

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                Dieses inzwischen sehr weit verbreitete Zitat wird meines Wissens Kaiser Wilhelm II. erst im 21. Jahrhundert unterschoben. Es taucht um das Jahr 2000 im Usenet auf, 2002 in einem Buch, 2005 in einem Artikel in der "Welt" und wird seitdem in vielen unseriösen Zitatsammlungen, Managementratgebern und Zeitungen verbreitet.

                In  digitalsierten zeitgenössischen Büchern und Zeitungen findet man das Zitat nicht. -

                Allerdings gibt es in der Tat eine Prophezeiung Kaiser Wilhelms, etwas sei eine "vorübergehende Erscheinung": Im Januar 1900 prognostiziert Kaiser Wilhelm bei einer Feier der Technischen Hochschule in Berlin, die Sozialdemokratie sei eine 'vorübergehende Erscheinung' und lobt in der gleichen Rede die deutsche Technik, der erfreulicher Weise auch "das Ausland Achtung zolle".

                Anders als das Auto-Zitat impliziert, zeigt sich Kaiser Wilhelm in dieser Rede sehr angetan vom Fortschritt der Technik.

                1900, Kaiser Wilhelm II:
                • "Die Socialdemokratie betrachte ich als vorübergehende Erscheinung. Die wird sich austoben."
                  Kaiser Wilhelm, 10. Januar 1900, Berlin, Technische Hochschule, Jahrhundertwendefeier,
                  Reichspost 11. Januar 1900 (Link)
                1968
                • "Jeder Autounfall — und es gab deren nicht wenige - wurde besprochen, und die Neunmalweisen wiederholten ständig, daß sie es immer gesagt hatten, das Auto sei eine Plage und überdies nur eine vorübergehende Erscheinung - wer würde in ein paar Jahren noch vom Auto sprechen?"
                  Ohne Zuschreibung an Kaiser Wilhelm, "St. Moritz"(Link)
                2001
                • "Ich glaube an das Pferd. Das Auto halte ich für eine
                  vorrübergehende Modeerscheinung.
                                               -Kaiser Wilhelm II- "
                  Kai Raphahn, 11. Januar 2001, de.alt.anime (Link);12. April 2001 (Link)
                2001
                • "... Kaiser Wilhelm. Der sagte, ich halte nichts von dem Auto, ich setze auf das Pferd."
                  (Link)
                2002
                • "Und Kaiser Wilhelm II. erklärte noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das Auto werde auch beim Militär keine Zukunft haben, er setze auf das Pferd."
                  (Link)
                2004
                • "Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.
                  (Kaiser Wilhelm II. )"
                  12. August 2004  (Link)

                2005
                • "Beckenbauer war sich 1990 sicher: "Wenn jetzt nach der Wiedervereinigung auch noch all die Fußballer aus dem Osten dazukommen, wird Deutschland auf Jahre hinaus unschlagbar sein." Ein anderer deutscher Kaiser (Wilhelm II.) war ähnlich treffsicher: "Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung." Nicht nur das Auto wurde unterschätzt. Als der erste Mikrochip auftauchte, fragten Ingenieure von IBM: 'Aber für was ist das gut?'"
                  Dirk Maxeiner, Michael Miersch: "Wir glauben an das Pferd"
                  "Die Welt" 20. Dezember 2005
                  (Link)
                2006
                • "Ganz oben am Eingang steht eine ausgestopfte Stute, daneben der Satz Wilhelms II. aus dem Jahr 1905: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung."
                2016
                • "In einem Mercedes Simplex sitzend, sagte Kaiser Wilhelm II. 1904: »Das Auto hat keine Zukunft. Ich setze auf das Pferd.« Und Gottlieb Daimler 1901: »Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten  - allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren."
                  (Link)
                Varianten:
                • "I believe in the horse. The automobile is a temporary appearance - Wilhelm II, Emperor of Germany, 1916" 
                • "I believe in the horse. The automobile is only a passing phenomenon."
                • "Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung."
                • "Das Auto hat keine Zukunft, ich setze aufs Pferd." 
                • "'In fünf Jahren wird keiner mehr vom Auto reden. Ich setze aufs Pferd' (Kaiser Wilhelm II., 1905)."
                • "Der Motorkarren ist eine vorübergehende Erscheinung - ich setze auf das Pferd." 

                  Das Zitat wurde von einer unbekannten Person geprägt, und hat sich seit 2001 auf zehntausenden Webseiten verbreitet. Da es vor dem 21. Jahrhundert in keinem digitalisierten Text Kaiser Wilhelm zugeschrieben wird und auch in keinem seriösen Nachschlagwerk zu finden ist, ist es wohl in allen  seinen Varianten ein Falschzitat.

                  Die Prophezeiung, das Auto sei "eine vorübergehende Erscheinung", war nachweislich schon in den 1960er-Jahren bekannt, wurde damals aber noch keinem Kaiser in den Mund gelegt.
                   __________
                  Quellen:
                  Google
                  Anno
                  Reichspost 11. Januar 1900, S. 2 (Link)
                  "Die Welt" 20. Dezember 2005 (Link)
                  Curt Riess: "St. Moritz: Die Geschichte des mondänsten Dorfs der Welt", Classen 1968, S. 68 (Link)
                   ________
                  Artikel in Arbeit.
                  2001 (Link)
                  2010: (Link)
                  (Link)
                  "König Ludwig XVI. auf dem Wege zum Schaffott gesagt hätte, die Revolution ist nur eine vorübergehende Erscheinung"(Link)
                  1900

                  "Wenn die Gleichheit regiert, wird das die schlimmste aller Diktaturen." Bakunin (angeblich)

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                  Das ist ein kürzlich fabriziertes Pseudo-Bakunin-Zitat. Wer das Zitat in einer Schrift des russischen Anarchisten Bakunin findet, bekommt einen Finderlohn von mir, habe ich auf Twitter versprochen.

                  "Am lautesten singen immer die, die falsch singen." Franz Grillparzer (angeblich)

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                  Das Zitat ist etwas entstellt.

                  1834,  Grillparzer:
                  • "In der Kirche singen immer die am lautesten, die falsch singen."
                    Franz Grillparzer, 1834

                  _______
                  Quelle: 
                  Franz Grillparzer: Sämtliche Werke: 15. und 16. Band: Ästhetische Studien, Sprachliche Studien, Aphorismen, Studien zur Literatur, Nachdruck Verone: 2016, S. 175  (Link);
                   (Link)

                  "Das Asylwerber kriminell werden, auch unter Umständen Raub begehen, dass ist Einzig und Allein die Schuld der Deutschen .." Aydan Özoğuz ‏(angeblich)

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                  Dieses Zitat mit den vielen Rechtschreibfehlern ist ein übler Scherz, der der deutschen Integrationsbeauftragten unterschoben wurde und von der ehemaligen CDU-Abgeordneten Erika Steinbach weiterverbreitet wird, obwohl Staatsministerin Aydan Özoğuz‏ sie darauf aufmerksam gemacht hat, dass es - wie jedem aufmerksamen Leser sofort klar sein müsste - ein erfundenes, erlogenes Zitat ist.

                  Der Tweet von Erika Steinbach wurde über 300 Mal retweetet und offensichtlich glauben jetzt viele ihrer Follower, Aydan Özoğuz‏ habe diesen Blödsinn wirklich gesagt. 

                  Dieses Falschzitat über die angebliche "Schuld der Deutschen, weil deren Spendenbereitschaft zu wünschen übrig lässt", hat Empörung und Hass ausgelöst.


                  Reaktionen auf Twitter; zwei Beispiele von Dutzenden:

                  • "Das ist eine Unverschämtheit, was diese Türkin da von sich gibt! Es ist nicht zu übersehen, dass nur in der SPD und bei den GRÜNEN solche abgetakelten "Damen" mit Migrationshintergrund Karriere machen können!"

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                  Nachtrag:
                  Erika Steinbach freut sich inzwischen übrigens, dass Twitter-Angestellte bei ihrem rufschädigenden, hassauslösenden Tweet keinen Regel- oder Gesetzesverstoß erkennen konnten (Link).

                  ________
                  Dank:
                  Ich danke Tobias Blanken für den Hinweis auf dieses Falschzitat.



                  "Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält." Marie von Ebner-Eschenbach (angeblich)

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                  •  Friedrich Hebbel, 1862

                    "...
                    Dies Oesterreich ist eine kleine Welt,
                    In der die große ihre Probe hält,
                    Und waltet erst bei uns das Gleichgewicht,
                    So wird's auch in der andern wieder licht.
                    Drum eilt, ihr wirkt ja für die gold'ne Zeit,
                    Denn nicht im Dunkel der Vergangenheit
                    Soll man sie suchen, vor uns liegt sie da.
                    Einst wird geschehen, was noch nie geschah.
                    Schaut hin auf Pericles und sein Athen
                    Und fragt euch selbst: wie wird's auf Erden steh'n,
                    Wenn die vereinten Kräfte des Geschlechts
                    Sich rühren in dem Segen gleichen Rechts,
                    Und wenn sich der Planet mit Blüten krönt,
                    Wie sie das Beet, das Hellas hieß, verschönt'."

                    Friedrich Hebbel: Prolog zum 26. Februar 1862 (Zu Wien im Operntheater gesprochen.) (Link)


                  Dieses in Österreich geflügelte Zitat von Friedrich Hebbel wird manchmal irrtümlich Josef Weinheber, Franz Grillparzer oder Marie von Ebner-Eschenbach zugeschrieben und wird fast nie in dem optimistischen Zusammenhang der Festrede zum Jahrestag der Verfassung (Februarpatent 1861), der im Operntheater am Kärnthner Tor gefeiert wurde, zitiert.

                  Wenn Karl Kraus 1914 von "dieser Versuchsstation des Weltirrsinns" und der "österreichischen Versuchsstation des Weltuntergangs" schreibt, ist aller Optimismus des Festredners Hebbel über die Zukunft Österreichs als Probebühne der Welt verschwunden.

                  Pseudo-Marie-von-Ebner-Eschenbach quote.
                  ______
                   Quellen:
                  Google
                  Friedrich Hebbel's sämmtliche Werke, Band 7 Gedichte, Hoffmann und Campe, Hamburg: 1867, S. 280 (Link)
                  Karl Kraus: "Die Fackel", 1914, Nr. 398, S. 17, Nr. 400, S, 2, 46
                  Österreichische Akademie der Wissenschaften, AAC: DIE FACKEL von Karl Kraus (digitale Edition) 


                  "Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott ..." Theodor Körner (angeblich)

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                  Pseudo-Theodor-Körner quote.

                  Der deutsche Schriftsteller Theoder Körner starb im September 1813 im Kampf gegen napoleonische Truppen. 200 Jahre später ist er anscheinend zum Lieblingsdichter von FPÖ- und AfD-nahen Gruppierungen geworden.

                  Er war auch ein Held der Nationalsozialisten, allerdings wurden einige seiner Gedichte auch von Nazigegnerinnen wie Marlene Dietrich und Widerstandskämpfern der "Weißen Rose" gerne zitiert.

                  Die "Bewegung Theodor Körner, 1813" zum Beispiel sagt "den linken Volksverhetzern den Kampf an",  liest man auf einer FPÖ-nahen Seite und diese Körner-Bewegung mit der Devise, "Sachlichkeit hat bei uns oberste Priorität", zitiert in ihrem Werbetext  dieses um 1990 erfundene Theodor-Körner-Gedicht (Link).

                  Ob diese politische Initiative für wahre Berichterstattung, die sich 'Bewegung' nennt und auch mit der Berliner Reichstagsaufschrift "Dem deutschen Volke"(Link) wirbt -, ob diese "Bewegung Theodor Körner, 1813" auch echte Gedichte Theodor Körners schätzt, ist ihrer Webseite nicht zu entnehmen.

                  Dieses Falschzitat entstand laut Wikipedia-Recherchen am 21. (!) April 1990 bei einer Großveranstaltung im Münchner Löwenbräukeller:

                  1990
                  • "Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
                    vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
                    Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
                    dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."
                    Unbekannte Autorin, um 1990, fälschlich Theodor Körner zugeschrieben

                  Warum Körners rechte Fans ihm heutzutage falsche Zitate wie dieses unterjubeln, weiß ich nicht; vielleicht wollen sie ihre Verschwörerweltsicht ("vom Feinde bezahlt") und ihrer Drohung gegen die Regierung mit einer poetischen Lizenz Autorität verleihen.

                    In den Schriften Theodor Körners sind diese Verse nicht enthalten.

                    Verbreitet wird dieses Pseudo-Theodor-Körner-Zitat zum Beispiel von H. C. Strache, FPÖ (Link), Jürgen Pohl, AfD (Link), von rechten Webseiten wie unzensuriert.at (Link) und seit etwa 10 Jahren auch durch Bücher (Link).

                    -

                    Twitter, 21. Januar 2018:



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                    Quellen:
                    Google:  "Ungefähr 4 850 Ergebnisse" 
                    Wikipedia:  "Am 23. September 2016 publizierte die AfD-nahe Gruppierung Björn HöckesDer Flügel“ Körners Satz „Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“ mit dem obigen Spruch."
                    unzensuriert.at, 12. September 2015, "Der Widerstand formiert sich: 'Bewegung Theodor Körner, 1813'"(Link)
                    Theodor Körner: (Link) 

                    ______
                    Artikel in Arbeit. 

                    "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren." Bertolt Brecht (angeblich)

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                    Wandtattoo; Pseudo-Bertolt-Brecht quote.

                    Dieses heutzutage bei Sportlern und Aktivisten beliebte Sprichwort stammt nicht von Bertolt Brecht, sondern entstand anscheinend in den 1970er Jahren als Sponti-Spruch. (Link) 


                    Das Zitat wird seit etwa 1993  Bertolt Brecht und später auch anderen Autorinnen und Autoren irrtümlich zugeschrieben; es wurde von einer unbekannten Person in den 1970er Jahren geprägt.

                    Von Bertolt Brecht stammt der Satz: "Wer den Kampf nicht geteilt hat/ Der wird teilen die Niederlage."

                    "WER ZU HAUSE BLEIBT, WENN DER KAMPF BEGINNT
                    Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt
                    Und läßt andere kämpfen für seine Sache
                    Der muß sich vorsehen: denn
                    Wer den Kampf nicht geteilt hat
                    Der wird teilen die Niederlage.
                    Nicht einmal den Kampf vermeidet
                    Wer den Kampf vermeiden will: denn
                    Es wird kämpfen für die Sache des Feinds
                    Wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat."
                    Bertolt Brecht, Kolomann Wallisch Kantate (Link)(Link)

                     

                    Entwicklung des Zitats


                    1706
                    • "denn wer nicht kämpft, trägt auch die Cron des ew'gen Lebens nicht davon."  (Link)
                    1970er Jahre, Sponti-Spruch

                    • "Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, hat schon verloren. "
                    • "Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, kann nicht gewinnen."(Link) 

                    1984, Buchtitel
                    • "Hans Ziegenfuß ua.: »Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren« VSA Verlag, Hamburg: 1984 (Link)

                    1985, Filmtitel
                    • "Wie leicht das schief gehen kann, weiß Kluge: Es gibt einen Filmtitel von Günther Hörmann: 'Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren'. Wenn wir 's probieren, kann es sein, daß wir scheitern, und zwar aufgrund der Widersprüche unserer Produktionsstruktur." (Link)

                    1986, Buchtitel
                    • "Anke Martiny: Wer nicht kämpft, hat schon verloren: Frauen und der Mut zur Macht Cover  Rowohlt, 1986" - (Link) 

                    1986, Kluge
                    • "Wie sagt Alexander Kluge? Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Die SPD wird kämpfen. Die werden sich noch wundern." (Link)

                    1993, Bertolt Brecht
                    • "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren", hat Bertolt Brecht gesagt."(Link) 

                    2004
                    • "Auf seinem hellblauen T-Shirt steht: 'Wer kämpft, kann verlieren! Wer nicht kämpft, hat schon verloren!'" 

                    2004
                    • "Bestätigt hat sich die alte Weisheit: Wer kämpft, kann verlieren; wer nicht kämpft, hat schon verloren. Ich möchte hinzufügen: Wer kämpft, kann auch gewinnen!"(Link) 

                    2009
                    • "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Zitat wird mehreren erfolgreichen Menschen zugeschrieben".(Link)
                    2012
                    • "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. - Berthold Brecht" 

                    2017
                    • "Doch bei der Verhandlung hatte er gesagt, dass ihm die offizielle Feststellung, dass man ihm Unrecht getan habe, genüge, und dass er damit seinem Wahlspruch: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“, tatsächlich gefolgt sei. Der Wahlspruch wird oft Bertolt Brecht zugewiesen, stammt jedoch von Rosa Luxemburg."(Link) 

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                    Quellen:
                    Das Zitat wird in vielen Online-Zitatsammlungen fälschlich Bertolt Brecht zugeschrieben: Google 
                    Wikipedia 
                    Hans Ziegenfuß ua.: »Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren« VSA Verlag, Hamburg: 1984 (Link)
                    Anke Martiny: Wer nicht kämpft, hat schon verloren: Frauen und der Mut zur Macht Cover  Rowohlt, 1986" - (Link)

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                    Artikel in Arbeit. 

                    "Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will.“ Michel de Montaigne (angeblich)

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                    "Nul vent fait pour celuy qui n'a point de port destiné."
                    Michel de Montaigne

                    Dieses Zitat des französichen Philosophen Michel de Montaigne  geht auf einen ähnlichen Satz von Lucius Annaeus Seneca in einem Brief an Lucilius aus dem Jahr 64 n. Chr. zurück.

                    Übersetzungen:

                    • 1753: "Wer sich keinem gewissen Hafen vorgesetzet hat, dem ist kein Wind günstig."(Link)
                    • 1793: "Wer nach keinem betimmten Hafen steuert, dem ist kein Wind günstig."(Link)
                    • 1942: "Kein Wind dient dem Manne, der keinen Hafen ansteuert."(Link)
                    • 1957: "Dem weht kein Wind, der keinen Hafen hat, nach dem er segelt."

                    • "No wind serves him who has no destined port."(Link)
                    • "No wind works for the man who has no port of destination. "(Link)   
                     
                      Das Zitat Montaignes wird in den letzten Jahrzehnten sehr frei ins Deutsche übersetzt:
                      • "Kein Wind ist demjenigen günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will."
                      • "Kein Wind ist dem günstig, der nicht weiß, wohin er segeln will."  
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                      • "Aucun ne fait certain dessein de et puis y accommoder la main, l'arc, la corde, la fiesche, et les mouvemens. Nos conseils fourvoyent, parce qu'ils n'ont pas d'adresse et de but. Nul vent fait pour celuy qui n'a point de port destiné."
                        Michel de Montaigne: Essais. Hrsg. v. Pierre Coste,  P. Gosse u. J. Neaulme, Haye: 1727,
                        Livre Second, Chap. I, S. 12 (Link)

                      • "Niemand macht einen festen Entwurf für sein Leben, und nur Theilweise nehmen wir es unter unsere Überlegung. Der Bogenschütze muß doch erst wissen, wohin er zielen soll, und dann erst seine Hand, den Bogen, Sehne, Pfeil und Schneller darnach einrichten. Unsre Anschläge sind nichtig, weil sie kein fest bezeichnetes Ziel haben. Wer nach keinem bestimmten Hafen steuert, dem ist kein Wind günstig."
                        Michael Montaigne’s Gedanken und Meinungen über allerley Gegenstände. Ins Deutsche übersetzt.  F.T. Lagarde, Berlin: 1793, Band 3, Zweytes Buch, 1. Kapitel,  S. 17 (Link)

                       Seneca: Moralische Briefe an Lucilius (Epistulae morales ad Lucilium), VIII, Brief LXXI, 3, 64 n. Chr.:

                       

                      • "ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est."

                         
                      • "Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig."
                      • "Wer nicht weiß, welchen Hafen er anlaufen soll, bekommt keinen günstigen Wind." 
                      • "Für einen, der nicht weiß, welchen Hafen er anlaufen soll, ist kein Fahrtwind günstig." 
                      •  "Il n'y a point de vent favorable pour celui qui ne sait dans quel port il veut arrive."(Link)
                      • "If one does not know to which port one is sailing, no wind is favorable."
                      • "When a man does not know what harbour he is making for, no wind is the right wind."
                      • "You Must Know Your Destination Port If You Wish to Catch A Favorable Wind."

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                      • "Scire debet quid petat ille qui sagittam vult mittere, et tunc derigere ac moderari manu telum: errant consilia nostra, quia non habent quo derigantur; ignoranti quem portum petat nullus suus ventus est."
                        Seneca, Brief LXXI an Lucilius (Link)
                      • "Wissen muß, wohin zielt, wer einen Pfeil abschießen will, und dann ausrichten und lenken mit der Hand das Geschoß: In die Irre gehen unsere Pläne, weil sie kein Ziel haben, auf das sie ausgerichtet werden können. Wer nicht weiß, welchen Hafen er anlaufen soll, bekommt keinen günstigen Wind."
                        Seneca, Brief LXXI an Lucilius


                      Oscar Wilde wird der Satz Senecas in der Version, "Günstige Winde kann nur der nutzen, der weiß, wohin er will", unterschoben (Link), wie Garson O'Toole dokumentiert hat (Link).

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                      Quellen:
                      Google
                      Google: Aucun vent ne sert celui qui dirige son voyage vers aucun port certain. "Ungefähr 5 Ergebnisse" 
                      Garson O'Toole (Quote Investigator): "You Must Know Your Destination Port If You Wish to Catch A Favorable Wind -  Oscar Wilde? Seneca the Younger? Leon Tec?", 2011 (Link)
                      Lucius Annaeus Seneca: Philosophische Schriften. Vierter Band: Ad Lucilium epistulae morales. An Lucilius Briefe über die Ethik 70—124. Hg. V. Manfred Rosenbach. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1984, S. 21 (Link)
                      Moralische Briefe an Lucilius (Epistulae morales ad Lucilium), VIII, LXXI, 3  (Link)
                      Seneca: Letter LXXI: On the supreme good, line 3
                      L. Annaeus Seneca: Epistulae morales ad Lucilium, Hrsg. von Rainer Nickel, Band 1,  Artemis u. Winkler, 2007, S. 416 (Link)
                      Michel de Montaigne: Essais. Hrsg. v. Pierre Coste,  P. Gosse u. J. Neaulme, Haye: 1727, Livre Second, Chap. I, S. 12 (Link)
                      Michael Montaigne’s Gedanken und Meinungen über allerley Gegenstände. Ins Deutsche übersetzt.  F.T. Lagarde, Berlin: 1793, Band 3, Zweytes Buch, 1. Kapitel,  S. 17 (Link)Stefan Zweig: Montaigne. (1941, 1942 verfasst) Hrsg. von Karl-Maria Guth. Contumax, Berlin: 2015, S. 31 (Link)

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                      Dank:
                      Ich danke Tacita für den Hinweis auf dieses Zitat.

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                      Artikel in Arbeit. 


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